Marktkommentar
HYPO Marktkommentar

Wir geben Ihnen im Marktkommentar einen Überblick über die wichtigsten Entwicklungen auf den internationalen Finanzmärkten.

Emanzipierte Notenbank?

Höhere Zinsen für einen längeren Zeitraum. Das haben wir doch schon einmal gehört. Es war die vor rund einem Jahr aufgestellte Behauptung der Währungshüter*innen, dass zur Inflationsbekämpfung die Notenbankzinsen für einen längeren Zeitraum hochgehalten werden müssen. Diese Sichtweise scheint nun - zumindest in den USA nach den zuletzt rund sechsmonatigen Spekulationen über den Beginn und das Ausmaß des Zinssenkungszyklus - wieder zurück zu sein.

Der amerikanische Notenbankchef, Jerome Powell, dürfte von den Inflationszahlen des Monats März dann doch ziemlich geschockt gewesen sein. Statt wie erhofft weiter zu sinken, legten die Preise (Gesamtinflation) nach 3,2 Prozent vom Vormonat auf 3,5 Prozent zu. Vor allem die Kernrate ohne Energie und Lebensmittel - ein sehr wichtiger Indikator für die amerikanische Notenbank Fed - zeigte sich mit 3,8 Prozent hartnäckiger als erwartet. Zusammen mit den sehr robusten Daten vom US-Arbeitsmarkt zeigt dies, dass die amerikanische Konjunktur noch immer überraschend gut läuft.

Das bedeutet aber nichts anderes, als dass die erwartete Zinssenkung in Amerika für den Monat Juni wohl aufgeschoben ist. Jedenfalls die Terminmärkte, Anleihehändler*innen und der US-Dollar sind sich darüber einig. Die US-Währung konnte in den letzten Tagen kräftig zulegen und machte sich gegenüber dem Euro wieder auf den Weg Richtung Parität. Dies vor allem auch deswegen, weil die Europäische Zentralbank (EZB) in den letzten Wochen klar signalisierte, dass sie Anfang Juni die Leitzinsen senken will. Damit würde die EZB von ihrer in den letzten 25 Jahren (Ausnahme 2011) - seit Einführung der europäischen Gemeinschaftswährung - praktizierten Haltung abrücken, sowohl im Zinserhöhungs- als auch im Zinssenkungszyklus stets der amerikanischen Notenbank den Vortritt zu gewähren. Aufgrund der im Vergleich zu den USA realwirtschaftlich schlechteren Entwicklung in der Eurozone und der geringeren Inflation hierzulande wäre eine Zinssenkung allemal gut begründbar.

Am 06. Juni - aktuell der mit der größten Wahrscheinlichkeit gehandelte Termin für einen ersten Zinssenkungsschritt seitens der EZB - wäre es dann so weit. Ob sich bis dahin doch noch gehörige Argumente für einen Aufschub der Zinssenkungen finden lassen, wird sich in den nächsten Wochen weisen. Vermehrte Aussagen in Richtung einer sich verbessernden Konjunktur in Europa, eines sich durch den dann ausgeweiteten Zinsunterschied (zugunsten USA, zulasten Eurozone) möglicherweise weiter abschwächenden Euro und der damit einhergehenden Importpreisinflation könnten dies vermuten lassen. Aber auch die dezidierten Verweise auf geopolitische Risiken, eine mögliche Eskalation des Konflikts im Nahen Osten und damit einhergehende steigende Ölpreise liefern Wasser auf die Mühlen derjenigen, die sich eher abwartend verhalten wollen. So manchem mag auch der geldpolitische Fehler der EZB aus dem Jahr 2011, als es inmitten der Eurokrise noch zu zwei Zinserhöhungsschritten kam, die jedoch im selben Jahr noch korrigiert wurden - noch in böser Erinnerung sein. Oder schafft es die EZB mitunter doch noch nach vielen Jahren des sogenannten „Vortrittgewährens“ erwachsen zu werden, und sich zumindest ein bisschen von der amerikanischen Notenbank zu emanzipieren. Die Schweizer haben es vorgemacht.

Autor:                                                                                       

Mag. Andreas Brunbauer, CEFA, CFTe, CPM
Kapitalmarktstratege

Stand: 1. Mai 2024

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