Warum sind die Anleihekurse weltweit in den letzten Monaten stark gefallen?

Der Auslöser war die global stark steigende Inflation und die damit verbundene Erwartung stark steigender Zinsen.

Steigende Zinsen am Markt bedeuten, dass es für neue Anleihen höhere Zinskupons gibt. Bei bestehenden Anleihen werden niedrigere Kupons durch einen fallenden Kurs ausgeglichen, um den Renditeeffekt zu kompensieren.

Beispiel 10-jährige Anleihe:

Neue Anleihe
2,00% p.a. Kupon, Kurs 100 = Rendite 2,00% p.a.

Alte Anleihe
0,50% p.a. Kupon, Kurs 86,50 = Rendite 2,00% p.a.

Fest verzinsliche Standardanleihen tilgen zu 100 Prozent am Laufzeitende.

Somit ist der Tilgungszeitpunkt, unabhängig vom vorherrschenden Zinsniveau, bekannt. Je näher Sie diesem Zeitpunkt kommen, desto stärker wird der Anleihekurs Richtung 100 % tendieren, unabhängig davon, ob der Kurs aktuell teilweise stark unter 100 %, oder wie in den letzten Jahren, bei Negativzinsen auch im längerfristigen Laufzeitsegment teilweise stark über 100 % liegt. Dieser Effekt wird "Pull-to-Par Effekt" genannt.

Kursentwicklung AT0000A2T198 0,25% Republik Österreich 20.10.2036

Dass ein Kursrückgang, sei er auch stark, nicht zwingend mit einer Bonitätsverschlechterung des Emittenten zu tun hat zeigt das Beispiel einer Österreichischen Staatsanleihe mit fixer Verzinsung und einer Restlaufzeit von knapp 14 Jahren.

Der Kurs dieser Anleihe ist seit Jahresbeginn um über 20 Prozent gefallen. Österreich hat seit 2012 ein unverändert ausgezeichnetes Rating von AA+ (Standard & Poor's) - somit sehen wir hier die Auswirkung des stark gestiegenen Zinsniveaus. Ähnlich ist die Situation bei Anleihen der HYPO Oberösterreich, als auch bei Wohnbauanleihen des Treugebers HYPO Oberösterreich - die HYPO Oberösterreich hat eine sehr gute Bonität mit einem Rating von A+ (Standard und Poor's) und das schon ununterbrochen seit 2017.