Tesla, Elon Musk und ESG – ein Widerspruch?
Der Elektroauto-Pionier Tesla ist wieder in den Schlagzeilen, aber mehr noch Elon Musk, sein Gründer und CEO (geschäftsführendes Vorstandsmitglied). Größter Hersteller von Elektroautos ist Tesla umsatzmäßig nicht mehr, dabei wurde man im Vorjahr vom chinesischen Anbieter BYD überholt. Bezüglich Strahlkraft und Börsenwert hat Tesla aber immer noch klar die Nase vorne.
Apropos Börsenwert – dieser ist seit seinem Hoch im Dezember 2024 phasenweise mehr als 50 Prozent eingebrochen, was einem Rückgang des Marktwertes von über 700 Milliarden US-Dollar entsprach. Dieser Einbruch ist zum Teil durch einen Korrekturphase der US-Technologiebörse Nasdaq zu erklären, aber viele Probleme bei Tesla waren auch hausgemacht. Elon Musks Engagement in der US-Regierung polarisiert und führte kürzlich zu Absatzeinbrüchen besonders in Europa.
Auch Elon Musk selbst hält den Kurseinbruch bei Tesla für die Folge seines politischen Engagements und gestand Schwierigkeiten ein, Trumps „Department of Government Efficiency“ (DOGE) und gleichzeitig seine Unternehmen Tesla und SpaceX zu führen. Musks Aufgabe bei DOGE ist die Erhöhung der Effizienz der amerikanischen Ministerien und Bundesbehörden. Dabei ging er bisher höchst motiviert zu Werke, aber bildlich gesprochen eher mit der Kettensäge als mit dem Skalpell. Massenweisen Entlassungen von Bundesbediensteten belasten das Konsumklima in den USA und schüren sogar Ängste vor einer Rezession. Auch Musks außenpolitisches Engagement bis hin zur offenen Unterstützung der AfD im Vorfeld der deutschen Bundestagswahl polarisiert. Reaktionen darauf waren ein partieller Käuferstreik bis hin zu zahlreichen Brandanschlägen auf Tesla-Fahrzeuge in den USA. Zuletzt musste sogar Präsident Trump helfend einspringen, indem er medienwirksam eine Limousine von Tesla kaufte.
Tesla ist als Pionier der Elektromobilität in Bezug auf seinen Beitrag zur Dekarbonisierung durch die hergestellten Produkte eigentlich ein Prototyp eines nachhaltigen Unternehmens. Trotzdem war Tesla auch in den letzten Jahren oft nicht bei allen bedeutenden ESG-Ratingagenturen als nachhaltiges Unternehmen klassifiziert. Gründe dafür waren das Fehlen einer unternehmenseigenen Strategie zur Vermeidung des klimaschädlichen Kohlendioxids, aber vor allem auch Defizite in den Bereichen Soziales (S) und Governance (G), den Prinzipien der guten Unternehmensführung. Darunter fallen beispielsweise Diskriminierung und schlechte Bezahlung in Tesla-Werken in den USA sowie der Umgang des Unternehmens mit Unfällen durch den Autopiloten einiger Tesla-Modelle. Defizite in der Unternehmensführung bei Tesla werden auch durch die zeitliche Konkurrenz des Tesla-CEOs durch andere Vollzeit-Beschäftigungen gefördert, nämlich seine Position als Geschäftsführer des Raumfahrtunternehmens SpaceX und sein regierungspolitisches Engagement. Zunehmend problematisch unter Nachhaltigkeitsaspekten erscheint auch Elon Musks Persönlichkeit, in der sich die sprichwörtliche Nähe von Genie und Wahnsinn zunehmend offenbart. Sein politisches Engagement und viele seiner Ansichten sind umstritten, die Liste der verbalen und gestischen Entgleisungen ist lang und der bekennende Autist lässt auch vielfach Gespür und Mitgefühl für seine Mitmenschen vermissen.
Der Fall Elon Musk und Tesla zeigt, dass nachhaltiges Wirtschaften nicht nur mit Klimaschutz gleichzusetzen ist, sondern auch andere Aspekte umfassen sollte. Die Vernachlässigung wesentlicher Nachhaltigkeitsfaktoren kann somit schädlich für Unternehmen sein – vor allem dann, wenn sie bis zum Boykott der Produkte eines Unternehmens durch weite Teile der Öffentlichkeit führen.
Autor:
Dr. Bernhard Huber, CPM, CEFA
Wertpapier Produktmanagement
Stand: 1. April 2025
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