Nachhaltigkeit bleibt Großanlegenden wichtig
Trotz zunehmender gesellschaftlicher Polarisierung bleibt Nachhaltigkeit bei Großanlegenden fest verankert. Eine aktuelle Umfrage1) der Fondsgesellschaft Union Investment unter 179 deutschen Großanlegenden zeigt: 89 Prozent berücksichtigen weiterhin Nachhaltigkeitskriterien in ihren Anlageentscheidungen – der zweithöchste Wert seit Beginn der jährlichen Befragung im Jahr 2010.
Diese Kontinuität überrascht, da kontroverse Diskussionen die öffentliche Wahrnehmung des Themas zunehmend belasten. In den USA etwa stehen ESG-Strategien unter der Trump-Administration teils grundlegend zur Disposition. Umso bemerkenswerter ist das klare Bekenntnis der Befragten: 86 Prozent sehen nachhaltige Geldanlagen nicht als bloße Option, sondern als integralen Bestandteil ihrer Anlagestrategie.
Als Hauptgründe für die Anwendung nachhaltiger Kriterien nennen die Befragten die Werte der eigenen Organisation sowie den Anspruch, Verantwortung zu übernehmen. Rund zwei Drittel zeigen sich mit ihren nachhaltigen Investments zufrieden. Etwa 70 Prozent erwarten Renditen mindestens auf Augenhöhe mit konventionellen, nicht nachhaltigen Veranlagungen. Noch höher ist die Erwartung in Bezug auf das Risikoprofil: Eine deutliche Mehrheit verspricht sich durch ESG-Investments eine verbesserte Risikoabwägung.
Trotz kontroverser Sichtweisen zum Thema Nachhaltigkeit rechnen die meisten Befragten auch in den kommenden zwölf Monaten mit einem stabilen Marktvolumen für nachhaltige Kapitalanlagen. 38 Prozent erwarten sogar ein (stark) wachsendes Volumen und nur eine kleine Minderheit geht von einer Schrumpfung aus. Die Bedeutung nachhaltiger Investments hat aus Sicht der Befragten in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen und wird auch mit Blick auf die Zukunft von der überwältigenden Mehrheit als stabil oder zunehmend eingeschätzt.
Kritisch sehen die Befragten vor allem die regulatorischen Rahmenbedingungen. Über zwei Drittel empfinden die aktuellen Vorschriften als zu komplex und aufwendig. Ein Drittel hält die Regulierung sogar für kontraproduktiv, da sie ihrer Ansicht nach die Erreichung der politischen Nachhaltigkeitsziele eher behindert als fördert. Mehr als drei Viertel fordern Reformen – insbesondere Bürokratieabbau, mehr Klarheit, Vereinfachung sowie höhere Praxistauglichkeit. Die Kritik ist dabei nicht grundsätzlich ablehnend und stellt Regulierung nicht pauschal infrage, sondern ist von einem pragmatischen Verbesserungswillen geprägt.
Die Polarisierung der Nachhaltigkeitsdebatte beeinflusst die strategische Ausrichtung der Großanlegenden bislang kaum. Für sie bleibt Nachhaltigkeit trotz aller Kontroversen ein zentraler Bestandteil der verantwortungsvollen Kapitalanlage. Die Überzeugung, dass eine Transformation der Wirtschaft notwendig ist, dominiert weiterhin. Nachhaltiges Investieren ist längst kein Nischenthema mehr, sondern ein Ausdruck eines gewachsenen gesellschaftlichen Bewusstseins und zugleich Beleg dafür, dass sich ökologische und soziale Verantwortung mit wirtschaftlichem Erfolg vereinbaren lassen. Die Etablierung dieser Haltung bei Großanlegenden ist ein starkes Signal – auch und gerade für privat Anlegende.
Wer bislang skeptisch war, ob sich Nachhaltigkeit und Rendite verbinden lassen, findet nun überzeugende Argumente – gestützt durch die Erfahrungen institutionell Anlegender. Deren Einfluss reicht weit über den eigenen Wirkungskreis hinaus: Ihre Nachfrage bestimmt maßgeblich, welche nachhaltigen Produkte von Investmentgesellschaften angeboten und weiterentwickelt werden. Das verbessert auch für privat Anlegende die Verfügbarkeit qualitativ hochwertiger, nachhaltig ausgerichteter Fonds und ETFs. Gleichzeitig trägt Regulierung – obwohl ihr Ausmaß teils kritisch gesehen wird – zur Transparenz bei. Privat Anlegende können dadurch fundierter entscheiden, welche Produkte tatsächlich nachhaltig sind und welche lediglich mit einem grünen Etikett versehen wurden. Zudem übernehmen Großanlegende zunehmend eine aktive Rolle im Wandel: Durch Engagement und die aktive Wahrnehmung ihrer Stimmrechte drängen sie Unternehmen zu umwelt- und sozialverträglicherem Handeln. Der institutionelle Rückenwind stärkt damit all jene, die ihr Kapital nicht nur rentabel, sondern auch zukunftsgerichtet investieren wollen.
1) Union Investment Institutional GmbH. (2025). Nachhaltigkeit ist bei Großanlegern fest etabliert. https://unternehmen.union-investment.de/dam/jcr:82c5b453-12f9-4c89-bd8c-05fd52100ca0/20250507_Nachhaltigkeitsstudie_Booklet%202025.pdf
(Stand: 25.06.2025).
Autor:
Dr. Bernhard Huber, CPM, CEFA
Wertpapier Produktmanagement
Stand: 1. Juli 2025
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