Wir geben Ihnen im Marktkommentar einen Überblick über die wichtigsten Entwicklungen auf den internationalen Finanzmärkten.
Regeln sind da ...
… um gebrochen zu werden, auch wenn sie eisern sind. Eine solche eiserne Regel der Finanzwelt besagt, dass Anleger*innen in Zeiten von erhöhter Unsicherheit ihr Geld vermehrt in US-Dollar - der globalen Weltreservewährung - anlegen bzw. in diese umschichten. Mit der daraus folgenden Konsequenz, dass der Dollarkurs steigt.
Nicht so seit Donald Trump mit seiner, man verzeihe, irregeleiteten Wirtschaftspolitik die Welt in Atem hält und die Vereinigten Staaten von Amerika damit zum Epizentrum der Verunsicherung an den Finanzmärkten macht. Mit der daraus folgenden Konsequenz, dass der Dollarkurs nun sinkt.
Auch hält die Mitte Mai vollzogene Herabstufung amerikanischer Staatsanleihen durch Moody`s - nun hat auch die Letzte der drei namhaften Ratingagenturen (S&P, Moody`s und Fitch) den sogenannten „Downgrade“ der Spitzenbonität (AAA) der USA vollzogen - die Märkte und den US-Dollar weiter in Alarmbereitschaft. Moody`s senkte das Rating von Aaa auf Aa1 (mit stabilem Ausblick) und verwies dabei auf die steigende Staatsverschuldung und die damit verbundene höhere Zinslast.
Hält man sich vor Augen, dass im amerikanischen Kongress weiter über ungedeckte Steuersenkungen, bei einer sich gleichzeitig abzuschwächen scheinenden Wirtschaft, diskutiert wird, und zusätzlich in diesem Jahr rund USD neun Billionen an Altschulden (ohne Neuverschuldung) zu einem deutlich höheren Zinssatz zu refinanzieren sind, weiß man, dass es eigentlich höchst an der Zeit wäre, den Sparstift anzusetzen. Die dafür notwendigen Sparmaßnahmen sind jedoch bis dato weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Von den einst im US-Wahlkampf verkündeten rund USD zwei Billionen im Jahr, sind es bis heute ungefähr USD 150 Milliarden, die durch die teils fragwürdigen Deregulierungsmaßnahmen unter der Ägide von Musk, eingespart wurden. Eine klare Zielverfehlung, zumindest bis jetzt.
All dies ist ursächlich dafür, dass große staatliche und institutionelle Anleger allmählich anfangen den Status von US-Staatsanleihen als sichere Anlagen bzw. Investments zu hinterfragen, und damit beginnen ihre Gelder umzuschichten. Dieser Prozess kann zu einer gefährlichen Aufwärtsspirale bei den US-Renditen und damit einhergehenden fallenden Anleihekursen führen, die Attraktivität von amerikanischen Vermögenswerten (bspw. auch US-Aktien) verringern und den Druck auf den US-Dollar zusehends erhöhen. Zumindest vorerst, erscheint der Greenback - wie der US-Dollar auch genannt wird - seinen Nimbus als sogenanntes „safe-haven investment“ verloren zu haben.
In Europa sehen die Experten*innen der Europäischen Zentralbank dem korrespondierenden Anstieg des Euro, der auf lange Sicht gemeinhin mit sinkenden Exporten, einem Rückgang der Produktion und einer Verschlechterung am Arbeitsmarkt einhergehen kann, bis dato noch mit erfrischender Gelassenheit entgegen. So kommentierte EZB-Präsidentin Christine Lagarde die aktuelle Situation an der Währungsfront mit den Worten „Es ist beeindruckend, dass in einer Zeit der Unsicherheit, in der wir normalerweise eine deutliche Aufwertung des US-Dollar erwartet hätten, das Gegenteil eingetreten ist. Der Euro hat gegenüber dem Dollar an Wert gewonnen“ und fügte weiter hinzu, „Das sei zwar kontraintuitiv, aber durch die Unsicherheit und den Vertrauensverlust in die US-Politik in bestimmten Segmenten der Finanzmärkte gerechtfertigt“, um mit dem Statement zu enden „Dies ist weniger eine Bedrohung als vielmehr eine Chance“.
Inwieweit sich diese Chance tatsächlich als solche manifestieren wird, gilt es mit einer gewissen Skepsis abzuwarten. Eins ist aber jetzt schon sicher. Einen inflationsdämpfenden Effekt hat der schwache US-Dollar für uns Europäer allemal. Und das hilft nicht nur den Notenbanker*innen bei ihrem Ziel der Erreichung von Preisstabilität (Inflationsrate von 2%), sondern auch uns allen; so etwa beim Bezahlen der nächsten Tankrechnung.
Autor:
Mag. Andreas Brunbauer, CEFA, CFTe, CPM
Kapitalmarktstratege
Stand: 1. Juni 2025
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