Wir geben Ihnen im Marktkommentar einen Überblick über die wichtigsten Entwicklungen auf den internationalen Finanzmärkten.
Zinsausblick 2026: zwischen Stabilität und neuer Unsicherheit
Als ein komplexes System aus vorsichtigem Optimismus, anhaltenden Inflationssorgen und einem mehr oder weniger stark ausgeprägten politischen Kalkül der jeweiligen Zentralbanken - insbesondere in Amerika - mag man den Zinsausblick für das Jahr 2026 sowohl diesseits (EZB) als auch jenseits des Atlantiks (Fed) beschreiben.
Nachdem die Europäische Zentralbank und die amerikanische Federal Reserve in den letzten Monaten diesen Jahres - wie die jüngsten Zinsentscheidungen im Oktober 2025 und die erwarteten Entscheidungen im Dezember 2025 (EZB und Fed) zeigten bzw. zeigen werden - ihre Zinssenkungszyklen entweder pausiert bzw. beendet (EZB), oder nach langer Pause - in diesem Jahr zum mittlerweile zweiten Mal - gesenkt haben (Fed), richten sich die Blicke der Marktteilnehmer:innen nun verstärkt auf das kommende Börsenjahr 2026.
Nach einer Reihe von Zinssenkungen - beginnend mit Mitte des Jahres 2024 bis in die erste Hälfte des Jahres 2025, die den Einlagensatz auf 2,00 Prozent drückten -, hat die Europäische Zentralbank auf den letzten Sitzungen mehrfach eine Zinspause eingelegt. Dieser Schritt war primär der mittlerweile gedämpften Inflationsdynamik im Euroraum geschuldet. Für das Jahr 2026 erwarten Analysten:innen, dass die EZB ihre Leitzinsen im Großen und Ganzen stabil auf dem erreichten Niveau halten wird, wobei Konsensprognosen den Einlagenzins vermehrt im Korridor zwischen 1,75 Prozent und 2,00 Prozent sehen. Dies zeigt sehr schön, dass eine weitere leichte Senkung im ersten Halbjahr 2026 von einigen Experten:innen nicht gänzlich ausgeschlossen wird; insbesondere dann, wenn die Wirtschaftsdaten - gerade in den großen Euro-Volkswirtschaften - eine stärkere Abschwächung zeigen würden als bisher erwartet. Die EZB wird somit voraussichtlich auch im nächsten Jahr ihren strikt datenabhängigen Kurs weiterhin beibehalten und jede Abweichung vom Stabilitätsziel genau überprüfen.
Jenseits des Atlantiks - bei der amerikanischen Notenbank (Fed) - sieht die Lage nicht ganz so aus, weshalb auch mit etwas anderen Akzenten gerechnet werden kann. Die Fed, die ihren Leitzins (Federal Funds Rate) nach einer Phase aggressiver Erhöhungen - von Anfang 2022 bis Mitte 2023 - und anschließender erster Zinssenkungsschritte (im vierten Quartal 2024) seit Beginn des Jahres 2025 pausierte, hat im September ihren Zinssenkungszyklus wieder aufgenommen und mittlerweile zweimal den Leitzins um jeweils 25 Basispunkte auf aktuell 4,00 Prozent (oberes Zielband) gesenkt. Ganz im Gegensatz zur EZB steht die amerikanische Institution vor der Herausforderung, ihre beiden Mandate - Preisstabilität und maximale Beschäftigung - auszubalancieren. Obwohl die US-Wirtschaft erste Anzeichen einer Abkühlung zeigt, bleibt der Arbeitsmarkt bis dato widerstandsfähig. Die jüngsten Zinssenkungen wurden seitens des Notenbankchefs Jerome Powell dennoch mit der Notwendigkeit begründet, auf eine Verlangsamung des Arbeitsmarktes zu reagieren. Die Fed signalisierte zuletzt, dass sie für das Jahr 2026 nur noch ein bis zwei weitere Zinssenkungen erwartet. Diese Haltung reflektiert auch die Sorge, dass eine zu schnelle Lockerung der Geldpolitik die Inflation erneut anfachen könnte; insbesondere da sowohl die Gesamtinflation als auch die Kernrate auch im Jahr 2026 voraussichtlich über dem Geldwertstabilitätsziel von 2,00 Prozent liegen werden.
Hierbei darf die politische Dimension nicht gänzlich außer Acht gelassen werden. Der im Mai 2026 anstehende Wechsel an der Spitze der amerikanischen Notenbank und der weiterhin anhaltende politische Druck seitens des US-Präsidenten auf die Währungshüter:innen doch endlich die Zinsen zu senken, könnten im kommenden Jahr für zusätzliche Volatilität an den Märkten sorgen. Es bleibt zu hoffen, dass auch der US-Zinssenkungszyklus auf einem für die US-Wirtschaft neutralen Niveau zu liegen kommen wird. Damit ist ein Zinssatz gemeint, der die amerikanische Wirtschaft weder zu stark bremst noch zu stark stimuliert, ansonsten womöglich der hart erkämpfte Weg zur Preisstabilität gefährdet wäre. Abschließend dürfen wir Ihnen auf diesem Wege noch ein frohes und besinnliches Weihnachtsfest wünschen, einen guten Rutsch ins kommende Jahr und freuen uns auf ein gesundes „Wiederlesen“ im Neuen Jahr 2026!
Autor:
Mag. Andreas Brunbauer, CEFA, CFTe, CPM
Kapitalmarktstratege
Stand: 1. Dezember 2025
Risikohinweise und Haftungsausschluss
Bei diesem Dokument handelt es sich um eine Werbung, welche von der Oberösterreichischen Landesbank Aktiengesellschaft (HYPO OOE) ausschließlich zu Informationszwecken erstellt wurde. Sie wurde nicht unter Einhaltung der Rechtsvorschriften zur Förderung der Unabhängigkeit von Finanzanalysen erstellt und unterliegt nicht dem Verbot des Handels im Anschluss an die Verbreitung von Finanzanalysen. Diese Werbung ist unverbindlich, stellt weder eine Anlageberatung, noch ein Angebot oder eine Einladung zur Angebotsstellung, noch eine Empfehlung zum Kauf oder Verkauf von Finanzinstrumenten oder Veranlagungen dar und ersetzt nicht die persönliche Beratung und Risikoaufklärung durch den Kundenberater im Rahmen eines individuellen und auf die persönlichen Verhältnisse (zB. Risikobereitschaft) des Anlegers abgestimmten Beratungsgesprächs. Die enthaltenen Angaben, Analysen und Prognosen basieren auf dem Wissensstand und der Markteinschätzung zum Zeitpunkt der Erstellung - vorbehaltlich von Änderungen und Ergänzungen. Die HYPO OOE übernimmt keine Haftung für die Richtigkeit und Vollständigkeit der Inhalte und für das Eintreten von Prognosen. Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass Finanzinstrumente und Veranlagungen mitunter erhebliche Risiken bergen. Aus der Veranlagung können sich steuerliche Verpflichtungen ergeben, die von den jeweiligen persönlichen Verhältnissen des Kunden abhängen und künftigen Änderungen unterworfen sein können. Diese Informationen dienen nur der Erstinformation und enthalten keinerlei Rechts- oder Steuerberatung und können diese auch nicht ersetzen. Die beschränkte Steuerpflicht in Österreich betreffend Steuerausländer impliziert keine Steuerfreiheit im Wohnsitzstaat.
Ausführliche Risikohinweise und Haftungsausschluss unter www.hypo.at/disclaimer.