Wir geben Ihnen im Marktkommentar einen Überblick über die wichtigsten Entwicklungen auf den internationalen Finanzmärkten.
Die Inflation scheint zurückzukehren?
Bilder von rationierten Eierverkäufen in den USA - und das gerade vor Ostern - gehen um die Welt. Die Preise für das wegen der Vogelgrippe knapp gewordene Grundnahrungsmittel sind dieses Jahr bereits um mehr als 15% gestiegen.
Zwar könnten verstärkte Eierimporte - beispielsweise aus dem benachbarten Kanada - helfen, die Situation zu entschärfen, doch sprechen hohe Zölle für Einfuhren aus dem nördlichen Nachbarland wohl eher dagegen. Das ist nur ein Beispiel für die schwer zu kontrollierenden direkten und indirekten Auswirkungen des von den USA angezettelten Handelskriegs.
Konsumentenumfragen - insbesondere jene der Universität von Michigan - signalisieren, dass die Privathaushalte mit einer markant höheren Inflation in den USA rechnen. Der politische Kurswechsel in Amerika scheint die Wirtschaftsaussichten dramatisch zu verändern. Vor allem die Inflationsaussichten vollziehen gerade einen U-Turn. Demnach rechnen die US-Verbraucher*innen dieses Jahr mit einem drastischen Anstieg der Konsumentenpreise. So könnte die Teuerung laut Umfrage in zwölf Monaten 4,9 Prozent betragen. Im Dezember 2024 gingen die Befragten noch von 2,8 Prozent aus. Die Gefahr scheint somit real und greifbar.
Seit Monaten warnen Ökonom*innen vor den Konsequenzen der „Trumponomics“. Höhere Einfuhrzölle, die der US-Staat kassiert, machen Einfuhrgüter teurer, wobei der Aufschlag größtenteils auf die Verkaufspreise überwälzt wird, sodass die Endverbraucher schlussendlich den Großteil der Zeche zu bezahlen haben. Ein klassischer Steuererhöhungseffekt, nur dass ihn die Mannschaft im Weißen Haus nicht als solchen deklariert. Und so haben Trumps Tiraden die amerikanischen Verbraucher*innen hellhörig gemacht. Viele von ihnen ziehen Käufe vor, um die Importaufschläge zu umgehen. Unternehmen bereiten sich ebenfalls darauf vor und füllen ihre Lager für die kommenden Monate so weit wie möglich auf. Diese zusätzliche Nachfrage verleiht den Preisen von Roh- und Grundstoffen aktuell erneut Schub.
Nichtsdestotrotz, die Inflationsdaten selbst - im Speziellen die Verbraucherpreise - fallen in den USA immer noch moderat aus. So ist die Jahresrate des Konsumentenpreisindex im Januar zwar auf 3,0 Prozent gestiegen, im Folgemonat Februar aber wieder auf 2,8 Prozent gesunken. Sichtbar ist aber bereits, dass die negativen Beiträge der Güterpreise und der Energie, die die Gesamtteuerung in den letzten Monaten niedrig hielten, Vergangenheit zu sein scheinen. Nichtsdestotrotz zeigen die Warenpreise derzeit nicht, dass sie die Inflation künftig nach oben treiben werden. Die Produzentenpreise weisen hingegen schon aufwärts. Sie lagen im Januar mit 3,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresstand so hoch wie zuletzt vor rund zwei Jahren.
Auch an den Finanzmärkten ist man von zukünftig höheren Teuerungsraten noch nicht gänzlich überzeugt. Die aus Forward-Kurven abgeleiteten Inflationserwartungen fallen in den USA noch immer verhalten aus. Dies zeigt beispielsweise auch die sogenannte „5-Jahre-5Jahre-Forwardinflation“ - eine Schätzung der fünfjährigen Inflationserwartungen in fünf Jahren.
Die berechtigte Frage, die sich nun stellt, ist jene, wer schlussendlich wohl recht behalten wird? Sind es die von der Universität von Michigan bei Konsumenten*innen erhobenen Umfragedaten („soft data“), die ein deutliches Anziehen der Inflation in diesem Jahr erwarten lassen, oder doch die vom Bureau of Labor Statistics publizierten Inflationszahlen selbst („hard data“), die aktuell noch eher moderat ausfallen. Die Antwort darauf wird uns im Verlauf dieses Jahres gegeben. Das Risiko, dass die Märkte diesmal falschliegen, ist jedoch beachtlich.
Autor:
Mag. Andreas Brunbauer, CEFA, CFTe, CPM
Kapitalmarktstratege
Stand: 1. April 2025
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