Wohnräume nachhaltig einrichten

Nachwachsende Rohstoffe, der Verzicht auf umweltschädliche Materialien, kurze Transport- und Lieferwege sowie das Upcycling oder der Kauf und Verkauf alter Möbel kennzeichnen das steigende Bewusstsein in Bezug auf Nachhaltigkeit beim Einrichten und Wohnen.

Nach dem Modebereich rückt auch beim Wohnen das Thema Nachhaltigkeit immer stärker in den Fokus. Die Vorteile liegen auf der Hand: Verzichtet man auf Schadstoffe in Wohntextilien, Haut und Atemweg reizende Lacke, Spanplatten, Furnier- und Sperrholz, Tropenhölzer und Plastikmöbel belastet man die Umwelt weniger. Außerdem gehen mit nachhaltigen Möbeln auch faire Produktions- und soziale Arbeitsbedingungen einher. 

Durch das entstehende angenehme Wohnambiente schafft man ein persönliches Umfeld, das sich positiv auf die Gesundheit auswirkt. Denn wer seine Zimmer mit naturbelassener Einrichtung ausstattet, reduziert den Schadstoffausstoß, eliminiert mögliche Allergieauslöser und kann sich über ein optimales Raumklima freuen. Steckverbindungen statt Klebungen sowie Lasuren, Wachse und Öle auf natürlicher Basis zur Farbgebung und Pflege sind bei Holzmöbeln positive Beispiele für das Weglassen überflüssiger Schadstoffe.

Umweltverträglich zu wohnen, bedeutet letztlich auch, sich – wie es früher üblich war – nach Einrichtungsgegenständen umzusehen, die schadlos Jahrzehnte überdauern oder sogar weitervererbt werden können.

Symbolbild mit historischen Einrichtungsgegenständen

Worauf Sie beim Kauf nachhaltiger Möbel achten sollten

  1. Nachwachsenden Rohstoffen den Vorzug geben
    Massives Holz, Kork, Bambus, Baumwolle, Wolle, Leinen oder Hanf, die aus einem schonenden Umgang mit Ressourcen gewonnen wurden, sind der natürliche Ausdruck modernen Wohnens.
  2. Auf regionale Materialien setzen
    Je kürzer die Transportwege der Rohstoffe und Lieferwege zu den Kunden sind, desto höher ist der Nachhaltigkeitsfaktor. Neben Markenherstellern sind auch Tischler aus der näheren Umgebung zu empfehlen. Sie sind Profis, die mit maßgeschneiderten Lösungen zur Seite stehen und Wünsche oft zu moderaten Preisen umsetzen.r
  3. Qualität der Einrichtungsgegenstände
    Bei jedem Kauf sollte auf die Hochwertigkeit und Haltbarkeit Wert gelegt werden. Die Langlebigkeit nachhaltiger Möbel zeichnet sich auch durch die Funktionalität, Reparaturmöglichkeiten und zeitloses Design aus.
  4. Bedenkenlose Entsorgung
    Ist der Lebenszyklus eines Möbelstücks am Ende angelangt, sollte es eines von zwei Kriterien erfüllen: die umweltfreundliche Entsorgung oder Recyclingfähigkeit. Die Wiederwertbarkeitund Möglichkeit der Trennung von Verbundstoffen gewinnen zunehmend an Bedeutung. Denn eine trendige Alternative zu neugewonnenen Rohstoffen sind Möbel und Accessoires aus Recyclingmaterialien wie beispielsweise PET-Flaschen, ausgedienten Fischernetzen, alten Holzböden und sogar Lattenrosten, um nur einige Beispiele zu nennen.

Heimische Hölzer von A bis Z

Nachhaltige Holzmöbel aus heimischen oder zumindest in Europa gewachsenen Hölzer wie beispielsweise Ahorn, Buche, Eiche, Esche, Lärche und Zirbe gewinnen an Bedeutung. Sie sind empfehlenswerter als Tropenhölzer wie Teak oder Bangkirai, die aus Ostasien importiert werden, aus Riesenplantagen oder illegaler Urwaldrodung stammen und häufig schwer pestizidbelastet sind. Und schlagen diese auch hinsichtlich des ökologischen Fußabdrucks. Denn Bäume aus nachhaltiger Abholzung werden nachgepflanzt und tragen zur Kohlenstoffdioxid-Reduktion bei.Im Wohnbereich zeichnet sich naturbelassenes Holz durch außergewöhnliche Farben und Strukturen sowie den angenehmen Duft und die spezielle Haptik aus. Technisch gesehen kommen Formstabilität, Robustheit und Langlebigkeit hinzu.

Hier zwei österreichische Musterexemplare im Überblick:

  1. Zirbe – formstabiles Holz mit ätherischer Wirkung
    Die Zirbe ist eine Kiefernart, die vor allem im Hochgebirge wächst, ist ein Hartholz und zugleich das leichteste unter den heimischen Nadelhölzern. Es ist formstabil und leicht zu bearbeiten. Durch ihre ätherischen Öle im Inneren ist sie vor allem für ihre beruhigende Wirkung bekannt. So wurde zum Beispiel nachgewiesen, dass in Zirbenbetten der Herzschlag sinkt und die Schlafqualität steigt. Das enthaltene Pinosylvin ist für seine bakterienhemmende Eigenschaft bekannt und durch die biozide Wirkung gegen Motten und Insekten wird die Zirbe auch gerne für Kleiderschränke verwendet. Da Zirbe Temperaturschwankungen sehr gut aushält, wird sie auch gerne für Sauna- und Wellnessbereiche eingesetzt.

  2. Lärche – belastbares und elastisches Nadelholz
    Die europäische Lärche wird bis zu 54 Meter hoch und kann über 1.000 Jahre alt werden. Sie wächst in allen Bundesländern Österreichs und ist am stärksten in Osttirol und Kärnten vertreten. Lärchenholz wird im Möbelbau (aber auch für Treppen, Böden, Fassaden, Wand und Deckenkonstruktionen) wegen seiner hohen mechanischen Belastbarkeit bei gleichzeitiger Elastizität und Widerstandbeständigkeit geschätzt. Spannend sind auch die farblichen Nuancen zwischen dunklem Kern- und hellem Splintholz.

Newcomer Bambus

Weltweit zu finden, ist ein nachhaltiger Rohstoff, der sich zunehmend auch in unseren Wohnräumen bemerkbar macht: Bambus. Geschätzt wird er wegen seiner Härte, Leichtigkeit, Biegsamkeit und Unempfindlichkeit gegenüber Luftfeuchtigkeit. All das sind Garanten für eine lange Lebensdauer. Designer setzen das schnell wachsende Süßgras gerne für Möbel und Wohnaccessoires ein.

Detailansicht von Zirbenholz
Zirbe
Detailansicht von Lärchenholz
Lärche
Lampen aus Bambusholz
Bambus

Nachhaltige Qualitätssiegel für Möbel

Da es bislang keine gesetzlichen Regelungen in punkto nachhaltiger Möbel gibt, kann man sich an diversen Zertifikaten orientieren. Hier einige im Überblick – ohne Anspruch auf Vollständigkeit:

EU Ecolabel

Das EU Ecolabel ist ein Umweltzeichen, das von allen EU-Mitgliedsstaaten anerkannt wird und umweltfreundliche Produkte kennzeichnet. Im Wohnbereich betrifft das unter anderem Möbel, Textilerzeugnisse, Bettmatratzen, Bodenbeläge, Innen- und Außenfarben sowie Lacke.

FSC

Der Slogan des FSC-Siegels lautet „Wälder für immer für alle“ und widmet sich der ökologischen, sozial förderlichen und wirtschaftlichen Bewirtschaftung der Wälder der Welt – auch im Hinblick auf nachfolgende Generationen. Holz, das aus FSC-zertifizierten Forstbetrieben stammt, ist im Einklang mit dem Ökosystem gewachsen.

PEFC

Das Siegel mit den zwei Bäumen ist ein Garant, dass die gesamte Wertschöpfungskette des Holzes aktiv, nachhaltig und klimafit gestaltet wurde. Das heißt, dass vom Wald bis zum endgefertigten Produkt PEFC-Standards mit Rücksicht auf Nutz-, Schutz-, Wohlfahrt- und Erholungsfunktion des Waldes – auch in Hinblick auf kommende Generationen – erfüllt wurden.

GOTS

Bei Möbelstoffen, Heimtextilien und Teppichen lohnt es sich, nach GOTS-zertifizierten Produkten Ausschau zu halten. Bei diesem Gütesiegel wird Wert auf kontrolliert biologisch erzeugte Fasern gelegt. Wolle wird mit Sauerstoff statt Chlor gebleicht. Gefärbt und bedruckt wird ausschließlich mit ökologischen und gesundheitlich unbedenklichen Mitteln. Es gibt Grenzwerte für Schadstoffrückstände. Soziale Standards sind beispielsweise durch das Verbot von Kinder- und Zwangsarbeit sowie gerechte Entlohnung gewährleistet.

Made in Austria

Ein weiteres Qualitätsaushängeschild der österreichischen Möbelindustrie ist das Label „Made in Austria“. Es zeichnet sich durch ökologische Verantwortung, Handwerkskunst und wohngesunde Erzeugnisse aus. 

Second Hand und Upcycling 

Abschließend noch ein Ansatz, der Ressourcen und Budget auf nachhaltige Weise schont und die Wertschätzung gegenüber Bestehendem ausdrückt: Dem Impuls jedem neuen Möbeltrend zu folgen und billige Wohnschnäppchen zu erstehen, sollte man nicht vorbehaltlos folgen. Die grundsätzliche Überlegung vor jedem Möbelkauf sollte sein, ob man das neue Stück unbedingt braucht, das alte Möbel tatsächlich ersetzt werden muss oder man sich nur daran „satt gesehen“ hat. Im zweiten Schritt lohnt sich die Frage, ob man das betreffende Stück durch Second-Hand- oder Upcycling-Interior ersetzen kann. Als letzte Konsequenz im Sinne der Nachhaltigkeit, sollte man sich nach einer Verwertungsmöglichkeit für sein ausrangiertes Möbel umsehen. Ist es noch zu verkaufen, reparieren, restaurieren, verschenken, spenden oder fachgerecht zu entsorgen?

Interessante Links - Nachhaltige Qualitätssiegel:

Interessante Links - Second Hand und Upcycling:

Symbolbild eines modernen Wohnzimmers